Kismet
Kühl hinauf an eisigen Klüften
Dringt launischer Pfad in weißer Tracht.
Ein Gipfel,umspült von ewigen Lüften,
Trennt sich verwegen von blutiger Nacht.
Schon steigt er auf in grellem Licht,
Befreit sich vom Schatten der Welt,
Geborene Sonne vergießt goldene Sicht –
Ein Wanderer,der sich gesellt.
Eilig hinan öffnet sich schauriges Tal,
Verborgen in neblichtem Schimmer,
Schwarzer Adler kreist zum letzten Mal –
Durch starre Wälder dringt kläglich Gewimmer.
Es flüstert ein Wind von kommender Zeit
Und ächzend rührt sich träumender Baum.
Ein Vogel klagt zitternd von schwindendem Leid –
Knospen erwachsen aus munterem Traum.
Ein Schritt folgt dem nächsten zum neuen Mal,
Sie lacht – Blätter verführen den Wind.
Ein Pfau glitzert schüchtern durch bunten Saal,
der Goldkreis ruht über erdenem Kind.
Sträucher und Gräser,Käfer und Meise –
Flatterlinge und Hummeln,Spinne und Laus,
Alles zieht weiter in kostbarster Weise.
Die Nachtigall singt über üppigem Haus.
Brücken von kühlem Naß überspannen die Schlucht –
Die tälernen Wesen verneigen sich,
Kronen aus weitem Geäst bilden die Flucht
Und lebende Düfte vereinigen sich.
So trägt denn Chiron durch das Laub,
Erreicht den Fluß bei spätem Brand,
Der grüne Hort vergeht zu Staub
Mit ihm der Träger wird zu Sand.
Es bröckelt der Fluß an bleichem Strand,
Windkrallen peitschen ins Gesicht,
Nichts rührt sich auf wesendem Land –
Kein Samen bricht ins Irdenlicht.
Sie lebt nicht mehr – ist tot –
Bleiche Knochen auf grauem Gestein –
Der Wille kreist im Elendlot.
Tränen flüchten aus qualvoller Pein.
Der Tag erstirbt – es herrscht der Tod.
Verkrüppelte Figuren heulen im Wind.
Augenweiß durchdringt auf fernem Boot
Geplätscher mit verloren singendem Kind.
Unscheinbarer Nebel vergeht in alter Weise –
Wolken zerbrechen am fernem Horizont,
Weiße Vögel erheben zu langer Reise
Dichtes Gefieder zu lebender Front
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